Etwas Persönliches über mich: Ich bin Halb-Hongkong-Chinese, aber kulturell eher 3/4 Deutsch. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Die Hard 1 – 3“ und „Garden State“, die ich mir bevorzugt auf Englisch ansehe. Bei elektronischer Musik kann ich sowohl ab- als auch anschalten. Und ich koche am liebsten mit meinem unnötig riesigen Kochlöffel, den ich mir gekauft habe als spaßigen Ausgleich für ein, zumindest in meinen Augen, nicht unbedingt notwendiges Küchenutensil, welches meine Frau sich gekauft hatte.
Das Persönliche ist bei intensiven Arbeiten wie Filmprojekten sehr wichtig. Ich bin der Überzeugung, dass ein persönlicheres Verhältnis zwischen allen Filmschaffenden eines Projektes die Effektivität der Arbeitsleistung erhöht. Ich möchte hier die Möglichkeit geben, meine Arbeit und mich etwas besser kennenzulernen.
Frage: Was unterscheidet denn den bildgestaltenden Kameramann von einem „normalen“ Kameramann?
Antwort: Der bildgestaltende Kameramann, oftmals auch lichtsetzender Kameramann genannt bzw. im Englischen Director of Photography (DOP), macht viel mehr als nur mit der Kamera auf die Szene draufzuhalten und auf An und Aus zu drücken. Er setzt die Visionen des Regisseurs visuell um und unterstützt die Geschichte mit allen ihm zur Verfügung stehenden bildlichen Mitteln. Er gestaltet das Bild.
F: Und was macht dann der lichtsetzende Kameramann?
A: Das ist eine andere Bezeichnung, die im Prinzip dasselbe beschreibt. Licht ist das Hauptwerkzeug des Kameramannes. Mit Licht und Schatten malt er eine Szene aus, erzeugt Stimmungen und kann so gezielt Emotionen beim Zuschauer hervorrufen.
F: Das heißt, du machst alleine das Bild?
A: Nein, das Bild macht kein Kameramann alleine. Es entsteht immer aus einer Kollaboration von vielen Leuten. Das fängt schon in der Vorproduktion an. Mein Ziel ist es so gut wie möglich auf den Regisseur einzugehen um die Geschichte visuell zu unterstützen. Dafür arbeite ich eng mit ihm zusammen um gemeinsam herauszufinden wie wir seine Vorstellungen umsetzen können. Wenn wir dann ein Konzept ausgearbeitet haben, sprechen wir mit allen anderen Abteilungen, die etwas dazu beitragen, was später im Bild sein wird. Das können z. B. die Baubühne, das Kostüm, und die Maske sein.
F: Also wird das Bild eigentlich in der Vorproduktion gemacht?
A: In der Vorproduktion wird vorbestimmt wie es aussehen soll. Am Set wird es dann umgesetzt. Dabei haben alle Teammitglieder großen Einfluss, z. B. der Oberbeleuchter, mit dem ich an der technischen und kreativen Umsetzung der Lichtgestaltung arbeite, aber auch der Kameraassistent, der die Schärfe korrekt nachführt und bei Bedarf im richtigen Moment auf eine andere Bildebene legt, um so den Blick des Zuschauers gezielt zu lenken.
F: Du arbeitest gerne mit Kameraschwenkern zusammen. Was machen die, und was bedeutet das für deine Arbeit am Set?
A: Die meisten Kameramänner in Deutschland schwenken lieber selber. Ich bevorzuge es mit Kameraschwenkern zusammenzuarbeiten, also Kameramännern, welche während der Aufnahme die Kamera bedienen, so dass ich am Monitor das Bild betrachten kann. Dabei habe ich die Möglichkeit auf das gesamte Bild zu achten und muss mich nicht auf meine Schwenkbewegung konzentrieren. Außerdem bin ich körperlich flexibler, was sehr wichtig ist um z. B. die Szene auszuleuchten, und kann immer in der Nähe des Regisseurs sein. Hinzu kommt, dass ich gerne mit Schwenkern zusammenarbeite, von denen ich weiß wie sie arbeiten und dass sie mich kreativ unterstützen. Meistens sind das auch gute Freunde von mir, was eine gute Stimmung am Set und eine hohe Effektivität garantiert, da wir bereits eingespielt sind.
F: Wie hast du überhaupt mit allem angefangen?
A: 2003 bin ich zu einem Treffen mit Freunden gefahren. Da es eine sehr technikbegesterte Gruppe war, habe ich mir gedacht, dass sowieso schon alle ihre modernen digitalen Fotoapparate mitnehmen würden und ich nicht auch noch meine kleine analoge Kompaktknipse mitnehmen müsste. Also habe ich die alte Hi8 Videokamera von meinem Vater eingepackt, mit der ich dieses Treffen dokumentiert habe. Das Arbeiten mit Bildern hat mir viel Spaß gemacht, und der fertige Film fand unter den Freunden viel Zuspruch, so dass ich dann auch einige der nächsten Treffen dokumentiert habe.
F: Und wie ging es weiter?
A: Noch im selben Jahr rief meine Mutter aus Hong Kong an und sagte mir, dass ihr ehemaliger Chef mich dazu einlud bei ihm in der Medienagentur zu arbeiten. Dieses Angebot habe ich natürlich sofort angenommen und so arbeitete ich für drei Monate als Kameramann und Cutter in Hong Kong. Dort beschloss ich ein Filmstudium zu beginnen und informierte mich über mögliche Studienstandorte, wo mir schließlich Köln am meisten zugesagt hatte, was auch nicht unwesentlich mit der Stadt als solche zu tun hatte.
F: Du hast also Kamera studiert?
A: Nein, ich habe Regie studiert. Der Gedanke dahinter war, dass ich lernen wollte was genau für eine Arbeit ein Regisseur zu verrichten hat. So kann ich ihn besser unterstützen und die Zusammenarbeit wird homogener.
F: Wie hast du dann an der Kamera gelernt?
A: Bildgestaltung wurde hauptsächlich im Grundstudium gelehrt und Vieles habe ich mir in der Praxis angeeignet. Während des Studiums sollte es dann heißen: üben, üben, üben. So kam es auch, dass ich bei Projekten oft Kamera gemacht habe und anderen Projekten beratend beiseite stand.
F: Du hast an der Macromedia in Köln studiert, damals noch Akademie für Medien, heute ist es die Hochschule für Medien und Kommunikation. Das war eine private Akademie mit hohen Studiengebühren. Da stellen sich direkt zwei Fragen: Wie konntest du das bezahlen und warum ausgerechnet die Macromedia?
A: Was den ersten Teil der Frage angeht: Ich habe mein gesamtes Erspartes aufgebraucht und habe einen Studienkredit aufgenommen, den ich nach und nach abgezahlt habe. Auch meine Familie hat mich unterstützt. Warum ich es gemacht habe, ist ganz einfach: Der Standort Köln hatte mich schon immer gereizt und der Studienplan war hochinteressant aufgebaut und deckte vieles ab. Ich wollte so viel wie möglich lernen und zwar nicht nur was die Bildgestaltung angeht, sondern auch einen Film zu machen von A – Z, denn je mehr ich über den gesamten Produktionsvorgang eines Filmes weiß, desto besser kann ich für den Film arbeiten.
F: Wie war denn dein Studium?
A: Wir waren der erste und letzte Regiestudiengang der Akademie in Köln und hatten überwiegend super Dozenten, von denen wir viel gelernt haben und von denen einige auch in ihrer Freizeit viel für und mit uns getan haben. Ich hatte das Gefühl, dass dadurch, dass alle unsere Dozenten aktiv in der Branche arbeiteten, wir einen direkteren Einblick bekommen haben. Und zwar nicht nur in die Branche, sondern auch auf die Menschen, die darin arbeiteten. Bei den ganzen großen und kleinen Projekten haben wir außerdem budgetorientiertes Arbeiten gelernt. Viele aus unserem Kurs haben dies genutzt und Equipment geliehen um auch in ihrer Freizeit zu drehen.
F: Und wie war euer Kurs?
A: Was unseren Kurs ausgemacht hat war, dass wir uns immer weiter vorangetrieben und gleichzeitig auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben. Unser Kurs bestand aus 16 verschiedensten Charakteren, die trotzdem oder gerade deswegen einen sehr engen Zusammenhalt hatten. Mit einigen bin ich heute noch eng befreundet und arbeite auch weiterhin mit ihnen an Projekten. Außerdem war ich Kurssprecher und mir war es immer daran gelegen, diesen Zusammenhalt beizubehalten. Dabei habe ich auch administrative Aufgaben übernommen und mein Wissen über Teamführung erweitert, welches ich mir während meiner Kanadaaufenthalte angeeignet habe.
F: Würdest du denn sagen, dass sich das Studium für dich gelohnt hat?
A: Das ist eine spannende Frage, die mir immer wieder gestellt wird. Und ich beantworte sie immer gleich: Ich habe extrem viel gelernt während der Zeit und mache heute aufregende Projekte. Hätte ich woanders studiert, hätte ich andere Dinge gelernt und wäre einen anderen Weg gegangen. Aber wer weiß was für einen.
F: Wie ging es weiter?
A: Ich war Praktikant beim Kölner Tatort und habe als 2. Regieassistent gearbeitet. Das war während des Praktikumssemesters, also dementsprechend auch während des Studiums. Aber wir hatten keine Vorlesungen mehr. Direkt danach habe ich bei action concept als Runner angefangen. Ich wollte den Unterschied sehen zwischen einer Krimiproduktion für das öffentlich-rechtliche und einer Actionproduktion für das private Fernsehen. Und ich war auch schon immer actionaffin.
F: Und dort bist du dann auch erstmal geblieben und hast viel „Alarm für Cobra 11“ gemacht?
A: Ja, ich habe u. a. viel mit den Stuntkameras gearbeitet und viele Rigs für Stuntaufnahmen gebaut. Besonders hervorheben muss ich die Arbeit mit analogem Film. Da bin ich sehr froh, dass ich diesen Workflow noch mitgemacht habe. Ich weiß noch wie nervös ich war, als ich das erste Mal heißes Material in ein Filmmagazin eingelegt hatte. Aber irgendwann war ich dann so flott, dass ich hin und wieder vier Magazine und 8 Rollen Material gleichzeitig im Dunkelzelt hatte. Das sparte Zeit, weil man nicht ständig das Zelt auf und zu machen musste.
F: Was hat dir das Arbeiten mit Film für deine Arbeit als Kameramann gebracht?
A: Von der organisatorischen Seite her sind es das effiziente Drehen und die genauen Abläufe an der Kamera. Vom Bildgestalterischen her ist es das im Kopf Ausmalen wie das Licht in der Szene am Ende aussehen wird. Man musste natürlich eine Vorstellung vom fertigen Bild haben, da man die das Ergebnis erst einige Tage später betrachten konnte.
F: Das war ja alles während der Studienzeit. Hast du dein Studium auch beendet?
A: Ich habe mir eine längere Zeit Urlaub genommen um meine Abschlussarbeit zu schreiben, denn so etwas kann man nicht einfach mal eben nebenbei schreiben. Zumindest nicht, wenn man den Anspruch hat etwas Anständiges abzuliefern. Herausgekommen ist eine Arbeit, welche mit sehr gut bewertet wurde und nach einer gewissen Überarbeitung auch als Buch veröffentlicht wurde.
F: Nach der für action concept üblichen Zeit in der Kameraabteilung, meistens um die drei Jahre, was hast du danach gemacht?
A: Ich habe mich selbständig gemacht. Und das bin ich auch heute noch.
F: Du arbeitest hin und wieder bei EB-Produktionen mit. Macht dir das Spaß?
A: Ja, das tut es. Je nach Projekt ist das wirklich spannend und es ist eine ganz andere Art zu drehen.
F: Inwiefern?
A: Wie schon zu Anfang gesagt ist es bei szenischen Produktionen so, dass viel mehr mit Licht gearbeitet wird. Man nimmt sich mehr Zeit für das Bild und meistens wird alles genau geplant. Bei EB liegt der Schwerpunkt auf der Schnelligkeit und Flexibilität, da viel mehr Information in kürzerer Zeit eingefangen werden muss. Als EB-Kameramann muss ich meistens zum richtigen Zeitpunkt das richtige Bild machen. Was mir dabei Spaß macht ist der Anspruch trotzdem schöne Bilder zu machen. Wenn ich Zeit und entsprechendes Equipment zur Verfügung habe, lasse ich gerne meine szenischen Erfahrungen mit einfließen um ein bisschen weg vom EB-Look zu kommen. Umgekehrt helfen mir die Erfahrungen aus dem EB-Bereich bei Filmdrehs effizienter zu arbeiten und flexibler zu sein um z. B. mit weniger Aufwand eine trotzdem hohe Bildqualität zu erreichen.
F: Und wie sieht es inhaltlich aus?
A: Meistens geht es bei EB um Menschen oder Themen aus der echten Welt. Ich verstehe mich auch meistens nicht als außenstehender Kameramann, der einfach nur Bilder einfängt. Ich mag es spannenden Themen, die mich selber begeistern nachzugehen. Es macht mir Spaß mit den Menschen zu agieren, ihre Geschichte zu erfahren und während der Drehpausen privat zu plaudern. So drehe ich z. B. hin und wieder für die TV-Sendung „4 Hochzeiten und eine Traumreise“, wofür ich quer durch Deutschland fahre und sehr interessante Menschen mit tollen Geschichten kennenlerne. Bei einder anderen TV-Sendung namens „Fashion Trixx“ gab es eine Staffel, in der drei ehemalige Kommilitonen und ich zusammen einen Großteil eben jener Staffel gemacht haben. Mit Freunden etwas Eigenes zu schaffen, Spaß dabei zu haben und dann auch noch Anerkennung vom Sender zu bekommen, das ist einfach großartig.
F: Du hast bei Kurzfilmen auch als Gripper gearbeitet. Warum?
A: Ich handwerke sehr gerne, und wenn ich das auch noch als Job machen kann, umso besser. Grip hat viel mit Bauen zu tun. Spaß macht es z. B. Schienen über anspruchsvolles Gelände zu legen. Dazu zählt dann einen Höhenunterschied von 5 Treppenstufen auszugleichen in einem superengen Gang oder Schienen über mehrere Meter Wasser eines Freibades zu legen, entsprechend vorhandenes Equipment vorausgesetzt. Aber natürlich besonders das Bauen von an bestimmte Situationen speziell angepasste Rigs ist toll.
F: Wie kommt’s?
A: Das Rigbauen habe ich bei action concept gelernt, wo wir an die unterschiedlichesten Fahrzeuge abgefahrene Rigs angebracht haben. Aber nicht nur an Fahrzeugen haben wir rumgebaut. Ich hatte einmal den Auftrag etwas zu bauen, wo mir alle gesagt haben, dass das nicht möglich sei. Selbst der bildgestaltende Kameramann ging nicht davon aus, dass diese Kameraposition mit meinen damaligen Mitteln realisierbar sei. Es ging um eine Position mehrere Meter über drei Autoexplosionen, wobei zwei Autos in die Luft geschossen wurden, aber das Rig durfte von den anderen Kamerapositionen nicht gesehen werden. Dass ich es dann doch realisiert habe, war natürlich ein besonderer Erfolg. Kamerapositionen zu ermöglichen um einfach geile Aufnahmen zu machen, diese Erfahrungen helfen mir als Kamermann immer dann weiter, wenn ich die etwas spezielleren Aufnahmen machen will.
F: Was ist, wenn jemand noch eine Frage an dich hat die hier nicht gestellt wurde?
A: Dann darf sich die Person gerne bei mir melden und mir die Frage stellen. Keine falsche Scheu Bitte!