Vorletzte Woche fuhr ich mit zwei Kollegen von Köln nach Bremen. Wir kamen alle zehn Minuten in irgendeinen scheinbar grundlosen Stau, so dass wir für die 3 1/2 Stunden Strecke gute 5 Stunden brauchten. Der Rückweg an einem Sonntag sollte ja eigentlich locker zu meistern sein. Denkste! Fünf Staus später dachten wir, dass wir es endlich geschafft hätten, bis dann plötzlich der nächste Stau kam und gar nichts mehr ging. Vollsperrung. Aber auch die wurde irgendwann aufgehoben.
Es gibt einen Gedanken den man nie denken sollte: „Was soll jetzt noch passieren?“ Vor vielen Jahren während der Studienzeit sagten wir dies während eines Drehs nach jeder Panne, und nachdem nahezu alles schiefgegangen war – brannte zum Schluss der Stromgenerator. Als nun also die Vollsperrung aufgehoben wurde, wagte ich es ansatzweise diesen Gedanken zu hegen. Etwa 80 Km vor Köln passiert es:
Wir fahren auf der linken Spur mit zwischen 140 und 150 km/h. Ganz plötzlich gibt es einen Riesenschlag, das ganze Auto wird durchgeschüttelt und zieht direkt nach links auf die Begrenzungsmauer zu. Ich habe beide Hände am Lenkrad und kann sofort reagieren und lenke dagegen. Ich mache den Warnblinker an, schaue schnell um mich um zu sehen wie die Lage hinter mir ist. Das Auto schlingert, aber ich kann es auf die mittlere Spur bringen. Ironischerweise muss ich Gas geben damit die Autos hinter uns nicht in uns reinfahren, aber sie scheinen die Situation zu erkennen. Was soll jetzt noch passieren? Es gibt keinen Seitenstreifen! Ich bringe die Kiste relativ stabil auf die rechte Spur. Und dann taucht doch tatsächlich eine Nothaltebucht auf, die in Reichweite scheint. Spätestens jetzt weiß ich Nothaltebuchten zu schätzen. Und was soll jetzt noch passieren? Die Bremsen versagen komplett. Wir fahren auf die Nothaltebucht zu ohne funktionierende Bremsen. Kurz denke ich darüber nach, mit Hilfe der Leitplanke den Wagen zum stehen zu bringen. Die Handbremse ist dann die weniger brachiale Gewalt. Wir kommen schließlich zum stehen.
Alle drei noch im Schock und voller Adrenalin sind des Lebens froh, denn das hätte alles in jeder Phase dieser Aktion auch ganz anders ausgehen können. Nachdem der (natürlich) plötzlich aufgekommene starke Regen nachgelassen hat schauen wir uns den Schaden an. Den Reifen hat es komplett zerfetzt, die Karosserie scheint aber nur wenig Schaden genommen zu haben. Wir fahren den Wagen an den Anfang der Bucht zurück und so weit rein wie möglich und wechseln den Reifen, welcher, wie sollte es auch anders sein, komplett platt ist. Der herbeigerufene ADAC hilft uns, den Reifen wieder fit zu machen und checkt kurz, ob äußerlich alles in Ordnung ist. Bei der Abfahrt beschließen wir, dass 100 km/h eine wahnsinnig tolle Reisegeschwindigkeit ist. Ohne weitere Zwischenfälle kommen wir alle gesund und äußerst munter zu Hause an.
Im Nachhinein ist es ein kleines Wunder, dass außer einem geplatzen Reifen und ein bisschen Schaden am Auto sonst absolut nichts passiert ist. Und ich werde nicht noch einmal denken: Was soll jetzt noch passieren?