Anfang 2007, also vor fast genau zehn Jahren, drehten wir das letzte Lehrprojekt während des Studiums. Meine (Haupt-)Aufgabe war der Schnitt des Films. Ich fand das Ergebnis (vor allem den Umständen entsprechend) gelungen. Was mich aber immer gestört hat waren die unnatürlichen Farben und der krasse Videolook. Mangels Zeit war das trotz allem unser finaler Film.
Am Ende hatte ich das gesamte Projekt auf einer externen Festplatte gespeichert. Diese Festplatte lag lange im Schrank versteckt, bis ich dann Jahre später Zugang zu einem Mac mit Final Cut hatte. Damit exportierte ich die Projektdateien, konnte sie jedoch nicht in Edius importieren. Also lies ich das Projekt wieder ruhen.
Anfang letzten Jahres gab es bei mir ein Upgrade meines Schnittrechners. Und nachdem ich mir die großartigen Tutorials von Matthew Scott zum Thema Color Grading in der neuen Version von Edius angesehen habe brauchte ich Material zum Testen. Da bot sich natürlich dieser Film an. Schließlich konnte ich nach viel Tüftelei das Projekt zumindest teilweise in das Schnittsystem einlesen. Ich habe also eine Szene bearbeitet, und weil es mir Spaß gemacht hat und das Ergebnis ganz ansprechend war, habe ich noch eine bearbeitet. Und dann noch eine. Und am Ende den ganzen Film.
Da das Projekt aus Final Cut nicht sauber exportiert werden konnte fehlten viele Töne bzw. waren nicht mehr zu gebrauchen. Ein komplett neuer Tonschnitt wäre mit einem wahnsinnigen Aufwand verbunden gewesen. U. a. hatten wir beim Dreh im Park beim Landtag in Düsseldorf die Tonkulisse der Außenbühne vom Tag der offenen Tür des WDR. Somit musste ich die vorhandene Tonspur übernehmen und konnte schnitttechnisch nur eine kleine Änderungen machen.
Ich habe die Farben deutlich entsättigt, da die Kamera (Panasonic HVX200) in der Standardeinstellungen eine sehr hohe Farbsättigung hatte. Rot- und Grünstich wurden ebenso korrigiert wie die leichte Überbelichtung durch den geringen Kontrastumfang. Außerdem habe ich in einige Einstellungen reingezoomt und die Einstellungsgröße etwas geändert. Leider ist die Kompression und die Bildqualität des Ausgangsmaterials nicht sehr ergiebig, so dass die Änderungen alle in einem engen Rahmen stattfinden mussten. Bei einigen Einstellungen sieht man auch, dass ich diesen Rahmen bis aufs Äußerste ausgenutzt habe. Ziel war es eine zwar natürlichere, aber auch etwas düsterere Farbumgebung zu schaffen.
Erwähnt werden sollte, dass wir damals ein Budget von sagenhaften 250 € hatten. Zumindest das spärliche Equipment wurde (bis auf den Skateboarddolly) gestellt. Ausgegeben haben wir laut Kalkulation 249,87 €. Was wir noch zusätzlich privat reingesteckt haben weiß ich jetzt nicht mehr. Letztendlich haben wir durch diese Einschränkung enorm viel gelernt und wir können alle behaupten, dass wir noch heute davon profitieren, erst recht wenn es darum geht zu improvisieren.